Chez Bio Suisse: Thomas Vetsch, Knospe-Produzent aus Hattenhausen TG

31. August 2016



Sie sind seit 2011 Knospe-Produzent: Was war Ihre Motivation, auf Bio umzustellen?

Ich habe als Folge eines Projekts an der landwirtschaftlichen Schule auf Bio umgestellt. Wir mussten im Rahmen der Meisterprüfung berechnen, wie sich unser Betrieb auch anders führen liesse. Da hat sich gezeigt, dass die Umstellung von IP (Integrierte Produktion) auf Bio nur ein kleiner Schritt wäre. Parallel dazu war mein Schweinevermarkter auf der Suche nach Mastplätzen für Knospe-Schweine. So kam das Eine zum Anderen. Rückblickend war die Umstellung ein guter Entscheid.

Im Schnitt bewirtschaftet ein landwirtschaftlicher Betrieb in der Schweiz 20 Hektar (ha) Land. Mit 35 ha haben Sie einen fast doppelt so grossen Betrieb: Was sind die besonderen Herausforderungen bei dieser Grösse?

Die grösste Herausforderung ist sicher die Unkrautregulierung. Im Biolandbau darf das Unkraut nur mechanisch oder von Hand bearbeitet werden. Je nach Wetterverhältnissen ist ein Bearbeitungsfenster zum Hacken nur sehr kurz. Doch als Vollerwerbsbetrieb habe ich die Möglichkeit, jederzeit kurzfristig handeln zu können.

Sie halten Schweine, Rinder sowie Legehennen und betreiben Ackerbau. Wieso haben Sie diese Kombination gewählt und wo ergänzen sich die Bereiche?

Diese Kombination ist auf unserem Betrieb über die Jahre gewachsen. Drei Jahre nach der Umstellung auf Bio haben wir die Milchviehhaltung aufgegeben, dafür sind Bio-Weiderinder dazugekommen. Wir achten bei der Fruchtfolge darauf, dass sich die Kulturen ergänzen und wir die Tierhaltung optimal einbinden können. Im Film wird dies sehr anschaulich erklärt... (Den Film finden Sie weiter unten... Anm. d. Red.)

Sie sagen im Film: Im Sojaanbau sehen Sie noch grosses Potenzial. Wieso?

Soja passt auf unserem Betrieb gut in die Fruchtfolge. Zudem erfreut sich Speise-Soja bei den Konsumenten einer wachsenden Nachfrage. Nimmt der Anteil an Vegetariern weiter zu, bietet uns das für die Zukunft interessante wirtschaftliche Perspektiven.


Der Biolandbau soll in ein vielfältiges Ökosystem eingebettet sein. Wie anspruchsvoll ist es, auf Ihrem Betrieb die von Bio Suisse geforderte Biodiversität umzusetzen?

Auf einem Knospe-Betrieb liegt der Anteil der Biodiversität bei mindestens 7 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Auf unserem Hof mit 35 ha ist das anspruchsvoll. Wir liegen zudem ausserhalb der Vernetzungskorridore, die der Kanton TG definiert hat, um die Biodiversität zu fördern. Aber es geht schon. Wir haben ausreichend Nischen und Ecken, die sich für eine breite Arten- und Pflanzenvielfalt eignen. Entlang des Waldrandes haben wir zudem Grünstreifen. Und wir haben auch noch mehr als 150 Hochstamm-Obstbäume.

Wo sehen Sie den Biolandbau in der Schweiz im Jahr 2035?

Der Biolandbau ist heute in der Schweiz erfolgreich, weil er eine Nische besetzt. Ich frage mich, wie sinnvoll es ist, diese Nische zu verlassen. Dabei denke ich auch wirtschaftlich. Bioprodukte sind heute sehr gefragt und wir bekommen für den Mehraufwand, den wir im Biolandbau leisten müssen, einen angemessenen Preis. Ob das auch so wäre, wenn der Anteil an Knospe-Produzenten bei 25 oder mehr Prozent liegt, lässt sich nicht sagen. Grundsätzlich bin ich aber sehr zuversichtlich, was den Biolandbau betrifft. Nicht zuletzt wegen meiner drei Buben. Es würde mich sehr freuen, wenn einer von ihnen dereinst den Betrieb übernehmen und ihn biologisch weiterführen würde.



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