«Artgerechte Haltung verlangt gutes Gesundheitsmanagement»

29. März 2017


Knospe-Bauer Matthias Schär aus Brittnau AG setzt auf Direktvermarktung. Die artgerechte Haltung seiner Schafe ist ihm eine Herzensangelegenheit.

Seit wann sind Sie Biobauer?

Seit 1999 ist der Biohof Schär ein Knospe-Betrieb.

Wie viele Bioschafe halten Sie und welcher Rasse gehören sie an?

Ich halte knapp 30 Engadinerschafe. 20 weitere sehen gleich aus, sind aber nicht reinrassig. Zwei Milchschafe und acht Shropshire-Schafe gehören auch zur Herde. Letztere sind gut für die Landschaftspflege, weil sie keine Baumrinden und nur Gras fressen.



Was gehört alles zu einer artgerechten Haltung der Tiere?

Artgerechte Haltung bedeutet für mich regelmässige Klauenpflege und gutes Parasitenmanagement. Dreimal im Jahr lasse ich Kotproben auf Parasiteneier untersuchen, um nur behandeln zu müssen, wenn es nötig ist. Um den Parasitendruck gering zu halten, weiden die Schafe nie länger als sieben Tage auf einer Parzelle.


Warum haben Sie sich für Engadinerschafe entschieden?

Sie sind robust, fruchtbar und bringen ihre Lämmer meist ohne Hilfe zur Welt. Im Gegensatz zu typischen Mastrassen lammen sie nicht saisonal, sondern das ganze Jahr über. Das ist vor allem für die Direktvermarktung vorteilhaft. Der geringere Ausmastgrad wird so ausgeglichen.


Was gefällt Ihnen am besten an der Haltung von Bioschafen?

Für mich kommt grundsätzlich gar nichts anderes in Frage. «Bio» ist die gesamte Philosophie unseres Betriebes. Wir probieren z.B., die Tiere im Krankheitsfall immer zuerst mit Homöopathie zu behandeln.


Und was ist eher nachteilig?

Angenommen, wir würden den Handel beliefern, so hätten wir beim Biolammfleisch eher Absatzprobleme. Auch deswegen betreiben wir nur Direktvermarktung.


Was fressen Ihre Engadinerschafe?

Im Sommer fressen sie nur Weidegras. Im Winter besteht das Futter aus drei Viertel Heu und einem Viertel Grassilage. Es kommt alles vom eigenen Betrieb und ich füttere nie Kraftfutter. Bis jetzt waren die Schafe das ganze Jahr in Brittnau, aber ab diesem Sommer kommen sie nach Hospental bei Andermatt auf die Alp. Das gehört für mich auch zur artgerechten Haltung, denn die Alpung ist gesundheitsfördernd.



Wie vertreiben Sie das Biolammfleisch?Einerseits im Abo, bei dem man sich verpflichtet, für drei Jahre ein Lamm pro Jahr zu beziehen. Die Bezahlung aller drei Tiere erfolgt schon bei der Bestellung des ersten Lammes. Das gibt mir finanzielle Sicherheit. Der andere Kanal ist die Vermarktung im Hofladen. Die bewerben wir mit Newsletter, Strassenschild und Hinweisen auf der Homepage und Facebook.

Bald ist Ostern. Kann man bei Ihnen auch Osterlamm bestellen?

Wir schlachten zwei bis drei Tiere und vermarkten das Fleisch über den Hofladen.


Wo lassen Sie die Tiere schlachten?

Bei der Knospe-zertifizierten Metzgerei von Rudolf Minder in Busswil bei Melchnau BE.


Welche speziellen Angebote finden sich noch in Ihrem Hofladen?

Der Grünspargel ist eine Besonderheit unseres Betriebs. Dieses Jahr wollen wir den Gemüseanbau intensivieren und die Ware über Direktvermarktung und kleine Zwischenhändler absetzen. Im Biogemüse-Abo findet sich nur, was gerade bei uns wächst. Wir kaufen nichts zu.Ausserdem war ich der erste, der eine Biohaselnuss-Ertragsanlage in der Schweiz gepflanzt hat. Unsere dragierten Haselnüsse verkaufen sich sehr gut im Hofladen. Im kleinen Rahmen bieten wir dort auch Himbeeren an.



Wieso haben Sie sich für eine so vielfältige Produktion entschieden?


Unsere Anbaufläche beträgt nur 13 Hektaren, weshalb ich eine möglichst hohe Wertschöpfung mit dem Betrieb erreichen möchte. Es macht Spass, im Gemüsebau eigene Produkte herzustellen, denn ich arbeite gerne körperlich. Schafe sind meine Lieblingstiere, deswegen bringt mir die Arbeit mit ihnen viel Freude.

Wie bewältigen Sie so viel Arbeit?

Wir betreiben auch noch eine Pferdepension und halten 2000 Legehennen, deren Fleisch wir aber auch vermarkten möchten. Das bedeutet eine extreme Koordinationsarbeit. Wir sind ein Familienbetrieb, leisten also zu viert bis fünft viel Arbeit und bis jetzt klappt das alles gut. Auf Anfang März haben wir uns Unterstützung geholt. Ein anerkannter Flüchtling, das heisst mit Ausweis B, bleibt mindestens bis Ende Herbst mit einer 100%-Anstellung bei uns. Für die Spargelsaison sind wir noch auf Stundenfrauen angewiesen.

Erfahren Sie mehr auf der Website des Biohof Schär: www.biohof-schaer.ch

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