Knospe-Landwirtin Anna Joss vom Biohof Oberzinggen in Malters LU

10. Januar 2018

Anna und Thomas Joss bewirtschaften den Biohof Oberzinggen in Malters LU im Vollerwerb. Mit ihrem FruchtSnack geben Sie eine Antwort darauf, was man mit Früchten machen kann, die den optischen Ansprüchen der Kundschaft nicht entsprechen. Und ganz nebenbei wurden die FruchtSnacks wegen ihrer einwandfreien geschmacklichen Qualität und Verarbeitung mit der diesjährigen Bio-Gourmet-Knospe ausgezeichnet.

 

Frau Joss, wieso sind Sie vom biologischen Anbau überzeugt?

Der Vater von meinem Mann war ein Pionier des biologischen Anbaus. Seinen Hof haben wir aus Überzeugung übernommen. Wir arbeiten naturnah, weil wir die Natur als Partnerin wertschätzen und unser grösstes Kapital, den Boden, verantwortungsvoll nutzen möchten. Wir arbeiten nachhaltig, weil uns am Herzen liegt, dass auch zukünftige Generationen in einem gesunden Lebensraum wirtschaften und leben können. Und wir legen Wert auf Qualität und Genuss, das heisst, wir verarbeiten unsere Knospe-Rohstoffe schonend und achten auf einen hofinternen Kreislauf.

Welche Betriebszweige finden wir auf dem Biohof Oberzinggen?

Zu unseren Betriebszweigen gehören Milchwirtschaft, Ackerbau, Freilandpouletmast und Beerenanbau mit Erdbeeren, Sommer- und Herbsthimbeeren. Seit Herbst 2017 kultivieren wir Bio-Haskap, die Sibirische Blaubeere. In Kanada und Osteuropa wird diese Beere als das neue Superfood lanciert. Uns hat es mit seinem süsslichen und weichen Geschmack überzeugt. Seit einigen Jahren stocken wir zusätzlich unseren Hochstammbaum-Bestand wieder auf. Diese Äpfel sind leider noch nicht im Ertrag. So greifen wir auf regionale Bio-Produzenten zurück und kaufen ihnen zu fairen Preisen Äpfel für unsere Hofprodukte wie den FruchtSnack ab.

Ihre FruchtSnacks wurden erst im vergangenen Jahr neu lanciert und im November bereits mit der Bio-Gourmet-Knospe ausgezeichnet. Welche Philosophie steht hinter diesem Produkt?

Neunzig Prozent unserer Beeren gehen in den Direktverkauf und erfüllen die gewünschte Norm der Kundinnen und Kunden. Der Rest der Beeren fällt durch dieses Raster durch. Für mich ist es wichtig, diesen Rest sinnvoll zu nutzen. Deshalb verarbeiten wir «Unförmiges» oder Bio-Erdbeeren während der Sommerferien. Bei einer persönlichen Marktanalyse habe ich gemerkt, dass viele Fruchtsnacks oder Fruchtriegel nicht aus Schweizer Rohstoffen bestehen, obwohl dies möglich wäre. In unserem FruchtSnack findet man regionale Hochstamm-Äpfel und hofeigene Beeren. So dürfen wir die Bio Suisse Knospe mit Schweizerkreuz verwenden. Das darf man nur, wenn mindestens neunzig Prozent der Zutaten aus der Schweiz stammen.

Die Idee ist sehr innovativ: Analog zu «Leaf to root» verwenden Sie die ganze Frucht. Wie stellen Sie die Fruchtsnacks her?

Unser FruchtSnack ist ein Fruchtmus aus Äpfeln und der jeweiligen Frucht. Nach alter Tradition dörren wir das Mus bei 42 Grad und schneiden es dann zu Plättchen. Weil wir das Mus pasteurisieren, ist der Snack nicht Rohkost-Qualität. Er ist aber hundert Prozent vegan, gluten- und laktosefrei.

Was dürfen wir aus Ihrer Tüftlerstube denn noch erwarten

Wir möchten noch mehr tolle FruchtSnacks lancieren. Wildobst ist für mich ein sehr interessantes Thema. Erste Versuche mit Sanddorn und Kornelkirsche haben wir schon unternommen. Es wird jedoch in unserem Hofsortiment keinen Apfel-Mango Snack oder Apfel-Ananas Snack geben. Das stimmt mit unserer Philosophie nicht überein. Die Schweiz hat genug wunderbare heimische und unförmige Früchte und Beeren. Diese wollen wir verarbeiten.

Welche Bedeutung hatte die «We Make It» Kampagne auf der wemakeit-Crowdfunding-Plattform für Sie?

Unser aktueller Produktionsraum platzt aus allen Nähten. Wir wollen in neue Räumlichkeiten investieren. Ein seit Jahren stillgelegter Schweinestall auf unserem Hof soll hygienekonform zu einer kleinen Hof-Manufaktur umgebaut werden in der wir unsere Produkte optimal herstellen und in Zukunft mehr unförmige Früchte «retten» können. Wir sind sehr glücklich, dass so viele Menschen positiv auf die «We Make It»-Kampagne reagiert haben. Sie fieberten mit, folgten uns auf Instagram, Facebook oder twitterten über uns. Eine so positive Welle haben wir nicht erwartet!

Sie haben einen Wunsch frei an die Konsumentinnen und Konsumenten.

Mit dem FruchtSnack möchten wir in erster Linie ein Bewusstsein schaffen für Lebensmittel und deren Umgang. Wir möchten dazu motivieren, heimisch und saisonal zu denken und zu essen. Am Slow Food Market in Bern vom 2. bis 4. März 2018 kann man diesen FruchtSnack degustieren.

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