Kindergeburtstag auf dem Bio-Hof

14. Januar 2019

Ein Geburtstagsfest auf einem Bio-Hof ermöglicht es Kindern, die Herkunft unserer Nahrungsmittel kennenzulernen, Tieren zu begegnen und die Natur zu erleben.


Sieben Kinder stehen halb erwartungsvoll, halb ängstlich in einem Halbkreis. Vor ihnen kniet der Bio-Landwirt Martin Blum mit einem Huhn auf dem Arm. «Seht ihr, es pickt nicht», sagt er und hält dem Huhn den Zeigefinger vor den Schnabel. Vorsichtig faltet Blum den braunen Flügel des Huhns aus: «Ein Huhn hat kein Fell, sondern ein Gefieder. Wer will das Huhn halten?», fragt er. Jetzt kommt Bewegung in die Kinderschar: Alle treten einen Schritt zurück. «Arme ausstrecken», lautet Blums Kommando. Sorgsam legt er das Huhn auf zwei Kinderarme: «Und jetzt festhalten.» Der Gesichtsausdruck des Kindes schwankt zwischen Glückseligkeit und Angst.

Immer mehr Unternehmen bieten Geburtstagsprogramme für Kinder an. «Dabei müssen wir uns nicht verstecken», zeigt sich Martin Blum überzeugt. «Wir produzieren Nahrungsmittel für die Bevölkerung, pflegen die Landschaft und schaffen damit einen Mehrwert für alle.» Das kann sehr gut kindgerecht vermittelt werden: Nutztieren wie Kühen oder Schweinen begegnen, Beeren ernten oder die einheimischen Bäume und Wiesenblumen kennenlernen. «Viele Eltern haben keinen Bezug mehr zur Landwirtschaft oder keine Zeit, dieses Wissen ihren Kindern weiterzugeben», erzählt Martin Blum. «Ausserdem bietet der Besuch auf dem Bio-Hof auch den Eltern einen entspannten Kindergeburtstag: Sie müssen nicht planen, nicht backen und nicht aufräumen.»


Angebote in der ganzen Schweiz

Heute steht ein Rundgang zu den Tieren, den Hühnern, Katzen, Pferden, Schafen und Schweinen auf dem Programm, anschliessend gibt es Zvieri mit dem Geburtstagskuchen. Von den sieben Vierjährigen haben sich doch noch einige getraut, das Huhn zu halten. Wenige Minuten später ist die Scheu vor dem Pferd gering. Bald stehen drei Kinder neben dem Tier und fahren ihm mit Bürsten über das Fell.

Vierjährige seien eine Ausnahme, erzählt Martin Blum. Das eigentliche Angebot sei für Sechs- bis Neunjährige konzipiert. Erfahrungsgemäss gebe es für ältere Kinder kaum noch Anfragen. Martin Blum ist mit rund achtzig Kindergeburtstagen in der Saison zwischen März und Oktober ziemlich ausgebucht. Deshalb hat er eine Webseite eingerichtet. Zum jetzigen Zeitpunkt präsentieren sich dort ein Dutzend Betriebe aus der Region Zürich und der Innerschweiz. Wer im Internet sucht, stösst jedoch auch auf Bio-Betriebe mit Kindergeburtstag-Angebot aus anderen Regionen.

Sinnvollerweise wird das Programm im Vorfeld besprochen. Oft gibt es ein Grundangebot zum genannten Preis, zusätzliche Programmpunkte sind in der Regel gegen einen Aufpreis möglich. Nicht auf allen Betrieben gehört der Geburtstagskuchen zum Grundangebot, in der Regel aber das Zvieri mit Früchten und Getränken.



Sensation des Alltäglichen


Wo die Milch herkommt, das wissen heute alle Kinder. «Hingegen kennt heute kaum ein Kind fünf einheimische Baumarten», stellt Martin Blum fest. Auch die einheimische Fauna sei wenig bekannt, viel präsenter seien exotische Tiere. «Wenn ich den Kindern einen Edelkrebs im Bach unter einem Stein zeige, rufen die Kinder oft: Oh, ein Skorpion!», witzelt er.

Viele Kinder haben schon verschiedene ferne Länder kennengelernt. Das Programm auf dem Bio-Hof bietet einen Kontrast dazu, quasi die «Sensation des Alltäglichen». «Bei uns halten sie ein Huhn auf dem Arm, lernen Tiere in einem Bach kennen oder pflücken wilde Beeren.» Und sie erhalten Freiraum: «Ich bin immer wieder erstaunt, wie lange sich die Kinder auf dem einfachen Spielplatz beschäftigen können», erzählt Martin Blum weiter.

Mittlerweile ist die Gruppe bei den Schweinen angelangt. Martin Blum schneidet aus einer Randenknolle Stücke, mit denen die Kinder die Tiere füttern können. Die Kinder dürfen sich mit geschnitzten Knollen Randen-Stempel auf die Hand drücken. Und nun gibt es auch für die Kinder etwas zu essen: Der Zvieri steht jetzt auf dem Geburtstagsprogramm.


Weitere Informationen :
www.kids-farm.ch

Text: Katharina Scheuner, Bio Suisse
Bilder: zvg

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