Knospe-Weinachtstannen: «Dass unsere Bäume nicht behandelt sind, merken auch unsere Kunden.»

01. Dezember 2021


Rund 1,2 Millionen Christbäume werden diesen Winter den Weg in Schweizer Wohnungen finden. Etwa 500'000 davon stammen aus einheimischem Anbau, wovon knapp 10 Prozent biozertifiziert sind. Einer der insgesamt 60 Knospe-Christbaumproduzenten ist Urs Sägesser aus Murzelen BE.
Auf seinem Hof hat der Weihnachtsbaum Tradition: Schon sein Grossvater pflanzte vor hundert Jahren die ersten Tannenbäumchen in die frisch geschlagenen Waldschleusen unter die Stromleitungen des damals neuen Wohlensee-Kraftwerks.



Wie hat sich Grossvaters Christbaumkultur im Laufe der Jahrzehnte verändert?

Sie ist grösser und diverser geworden und erfüllt seit bald zwanzig Jahren die Richtlinien von Bio Suisse. Das heisst, wir bewirtschaften den ganzen Betrieb biologisch und pflegen unsere Christbäume ohne chemisch-synthetische Pestizide sowie ohne Herbizide und Kunstdünger. Heute stehen auf vier Hektaren Land rund 30'000 Biobäume. Und zwar nicht mehr nur Rottannen wie zu Grossvaters Zeiten, sondern auch die beliebte Nordmannstanne und die Blaufichte.


Warum sind exotische Weihnachtsbäume so gefragt?

Nordmannstannen und Blaufichten haben ein volleres Nadelkleid und sind länger haltbar als Rot- und Weisstannen. Dennoch haben wir viele Kunden, die sich einen einheimischen Weihnachtsbaum wünschen. Weil Rottannen schneller wachsen, sind sie zudem günstiger im Preis. Eine Rottanne steht vier bis fünf Jahre bei uns, eine Nordmannstanne benötigt hingegen bis zu neun Jahre Pflege.


Was ist punkto Weihnachtsbaum sonst noch angesagt?

Es gibt einen Trend hin zu kleineren Bäumen – aber auch einen Trend hin zum Plastikbaum, leider. Zudem spielt nach wie vor der Preis für einen Teil der Konsumenten die wichtigste Rolle. Mit den Preisen der Importbäume aus Nordeuropa können und wollen wir nicht konkurrieren.



Unsere Bäume wachsen auf kleinen Flächen – so zu sagen in Mischkultur: Jeder abgeerntete Baum hinterlässt Platz für einen jungen. So haben wir alle Altersstufen auf einer Fläche. Auf den Plantagen im Norden Europas hingegen werden ganze Schläge von bis zu dreissig Hektaren gleichzeitig gepflanzt und gerodet.

Es sind zwei völlig unterschiedliche Systeme: Wir setzten auf ein intaktes ökologisches Gleichgewicht und natürlich gesunde Bäume, während in einer Monokultur-Plantage Pestizide unabdingbar sind. Unser Boden ist begrünt und wird mit dem Motormäher oder mit Schafen sauber gehalten, in ausländischen Grossbetrieben geht es nicht ohne Herbizide. Dass unsere Bäume nicht behandelt sind, merken auch unsere Kunden: Immer häufiger höre ich, dass keine allergischen Reaktionen mehr auftreten, wenn ein Biobaum in der Stube steht.



Sie bieten – so zu sagen als Alternative zum anonymen Importbaum – auf ihrem Hof auch Weihnachtsbäume zum selber schneiden an.

Dieses Angebot wird rege benutzt. Dabei staune ich jedes Mal, nach welchen Kriterien die Kunden Ihren Baum auslesen. Nicht selten entscheiden sie sich für den knorrigen, ungleichförmigen Charakterbaum. Bäume, die es nie in die Auslage der Grossverteiler geschafft hätten, weil sie dem Schönheitsideal nicht entsprechen.



Welche Tipps geben Sie Ihren Kunden mit auf den Weg?


Lasst eure Bäume nicht austrocknen! Ohne regelmässiges Wässern verlieren auch die teuren Nordmannstannen schnell ihre Nadeln. Wichtig dabei ist die Wahl der richtigen Halterung: Diese sollte breit genug sein, damit der Baum nicht zugespitzt werden muss. Einem zugespitzten Strunk fehlt nämlich genau die äusserste Schicht unter der Rinde, die für die Wasseraufnahme zuständig ist.

Im Grosshandel sind leider nur zugespitzte Bäume zu finden. Wer einen solchen Baum kauft, sollte die Spitze gerade abschneiden und notfalls den untersten Astring entfernen.




Mehr erfahren Sie auf der Hofwebseite: www.wohlensee-weihnachtsbäume.ch
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