Verpackungsphilosophie bei Bio Suisse: So viel wie nötig und so wenig wie möglich

10. Juli 2017



Karin Nowack, Fachmitarbeiterin Unternehmenskommunikation und Nachhaltigkeit bei Bio Suisse, erhält viele Fragen interessierter und engagierter Konsumentinnen und Konsumenten. Viele davon drehen sich rund ums Thema Verpackung.


Frau Nowack, wie lautet die Verpackungs-Philosophie bei Bio Suisse?

Bei der Verpackung verfolgt Bio Suisse den Grundsatz: So viel wie nötig und so wenig wie möglich. Die Verpackung soll das Produkt optimal schützen, aber auch eine möglichst kleine Belastung der Umwelt bewirken. Wenn möglich und ökologisch sinnvoll, sollen Mehrwegsysteme oder Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen verwendet werden.

Welche Frage wird Ihnen am häufigsten gestellt?

«Warum sind Bioprodukte im Supermarkt in Plastik verpackt?» Unsere Antwort lautet: Das Gesetz schreibt vor, dass Bioprodukte vom Feld bis zum Gestell ganz klar von konventioneller Ware getrennt sein müssen. Im Supermarkt kann dies nur mit der Verpackung der Bioprodukte erreicht werden. Wenn beispielsweise Biokarotten und konventionelle Karotten nebeneinander offen verkauft würden, könnte es absichtlich oder unabsichtlich zu Verwechslungen kommen.


Und wieso nicht die konventionellen Karotten verpacken?

Der Marktanteil an Bioprodukten beträgt aktuell etwa 8 Prozent. Aus diesem Grund benötigt man viel weniger Material, um die Bioprodukte einzupacken.


So können Konsumentinnen und Konsumenten die Menge nicht frei wählen. Wie wird die Verpackungsmenge bestimmt?

Die Entscheidung für die verpackte Menge liegt beim Händler, der normalerweise die Packungsgrössen wählt, die sich am besten verkaufen.


Gibt es Entwicklungen hin zu weniger Plastik?

Wenn möglich werden für Knospe-Früchte und -Gemüse kleine Kleber verwendet. Viele Verarbeiter und Händler setzen generell so wenig Verpackungsmaterial wie möglich ein. In den Niederlanden werden vereinzelt Früchte und Gemüse bereits mit einer neuen Lasertechnologie gekennzeichnet, statt dass sie mit Verpackungen erkenntlich und von anderen Produkten unterscheidbar gemacht werden. Die Technologie wurde nun auch für Knospe-Produkte zugelassen. Sie dürfen dabei nicht nachweislich geschädigt werden, und es dürfen dabei keinerlei Hilfsstoffe wie Kontrastmittel verwendet werden.


Wie beurteilen Sie den Trend der «Unverpackt-Läden», die es nun an vielen Orten in der Schweiz gibt?

Wenn der Schwerpunkt dieser Läden auf Knospe-Produkten liegt, finden wir dies einen guten zusätzlichen Verkaufskanal. Andererseits möchten wir auch zu bedenken geben, dass die Verpackung eine wichtige Schutzfunktion übernimmt. Gut geschützte Produkte sind länger haltbar, und wenn weniger Lebensmittel verderben, werden weniger Ressourcen verschwendet. Eine weitere wichtige Funktion der Verpackung ist die Platzierung von Informationen zum Produkt.


Was macht den grössten Unterschied bei der Verringerung von Abfall?

Erstens bewusstes Einkaufen, um Lebensmittelabfälle zu vermeiden. Zweitens, ökologisches Einkaufen. Denn 95 bis 98 Prozent der Ressourcen fliessen in das Lebensmittel, in die Verpackung entsprechend wenig. Das heisst: Die grösste Umweltbelastung ist für die Konsumentin nicht sichtbar. Dies betrifft den Anbau, den Pflanzenschutz und die Düngung. Bei diesen Punkten schneidet Bio deutlich besser ab. Deshalb lieber verpackte Bioprodukte kaufen als unverpackte Konventionelle.
 

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