Aufs richtige Schwein gesetzt

03. September 2019


In mehr als 20 Jahren leidenschaftlicher Arbeit hat Lori Spuhler aus seinem Ifanghof im aargauischen Wislikofen einen Vorzeigebetrieb für streng Bio-konforme Schweinezucht geformt. Und die Resultate, die er mit seinem Mehraufwand erzielt, geben ihm auf allen Ebenen recht.
Zwischen Mellikon und Rümikon steht der Wegweiser mit dem Ortshinweis Wislikofen. Die Strasse führt weg von der befahrenen Hauptachse, die Menschen und Waren dem Rhein entlang durchs Zurzibiet transportiert. Und bald einmal wird es merklich ruhiger. Die Strassen werden enger, aus dem Rhein wird der Tägerbach, und statt auf Industriegebäude und Tankstellen wandert der Blick auf grüne Wiesen und bewaldete Hügel. Wislikofen, Sitz einer Probstei, die heute das Bildungszentrum der katholischen Landeskirche Aargau ist, ein kleines Dorf nahe der deutschen Grenze, 349 Meter über Meer, 342 Einwohner im 2018 (einer mehr als im Vorjahr) – und rund 300 Schweine, die auf dem Ifanghof von Lori Spuhler Zuchtverhältnisse haben, wie sie selbst für Bio-Höfe aussergewöhnlich sind.


Lori Spuhler ist ein gewinnender Mensch, offenherzig, verlässlich; das Lächeln steht ihm so gut wie die Arbeitskleidung. Und die Arbeit hat er noch nie gescheut, wenn es darum ging, aus dem Hof seiner Eltern wieder einen florierenden Betrieb zu machen. «Mein Vater musste aufhören, als ich sechs Jahre alt war; der Rücken machte nicht mehr mit», erzählt Lori Spuhler. In der Folge wurde der Ifanghof verpachtet, und vieles lag im Argen, als er 1994 mit seiner Frau vor der Grundsatzfrage stand, ob er dorthin zurückkehren sollte, wo er einst aufgewachsen war. Die Spuhlers sagten Ja. Mit allen Konsequenzen.

«Einst hatten wir Kühe, aber das lohnte sich nicht mehr», sagt Spuhler, «also stellten wir um auf Schweine. Und wir mussten viel, sehr viel lernen, um so weit zu kommen, wo wir heute sind.» Bisweilen arbeitete Lori Spuhler dermassen hart, dass die Gesundheit nicht mehr mitspielte. Doch wenn er heute den Blick über seinen Hof schweifen lässt, steht ihm auch die Zufriedenheit ins Gesicht geschrieben, beruflich aufs richtige Pferd, oder eben richtigerweise aufs Schwein gesetzt zu haben.

Wärmekammern mit Kokos-Isolation

Der Betrieb ist heute ein Vorbild an biologischer Zucht; überall führen Wege ins Freie, alles ist artgerecht, sauber (wie Schweine es selbst auch sind), und selbst die Wärmekammern, in denen die Ferkel in ihren ersten drei Wochen des Lebens bei der Mutter hausen, sind mit biologischen abbaubaren Kokos-Isolationsmatten versehen. Spuhler hat vor Jahren schon Wert auf die Punkte gelegt, die heute die Konsumenten als wichtigste Gründe anführen, Bio-Fleisch zu kaufen: die artgerechte Tierhaltung, weniger Pestizid- und Schadstoffrückstände sowie der reduzierte Einsatz von Antibiotika in der Nutztierhaltung.



Auch beim Futter geht Spuhler konsequent den biologischen Weg; Gras und Heu (für den gesunden Magen) sowie das Getreide stammen mehrheitlich aus der eigenen Landwirtschaft. Das Zusatzfutter in bester Bio-Qualität kommt aus der Schweiz oder aus Europa. Mit geübtem Blick sieht er sofort, wenn es einem Tier mal nicht gut gehen sollte. Die Sorgfalt beim Einhalten von Richtlinien, teils sogar der Mehraufwand im Vergleich zu den geforderten Vorgaben, sind keinesfalls rein ideologisch geprägt. Auch wirtschaftlich macht das Engagement Sinn, weil er dank seinem Aufwand letztlich auch mehr gesunde Tiere hat, die er an (regionale, biologisch geführte) Mastbetriebe weiterverkaufen kann. Die Preise sind zwar auch beim Schweinefleisch unter Druck geraten, aber wer gut arbeitet, hat auch in der Schweiz in dieser Branche Zukunft.

32 Muttertiere mit jährlich 750 bis 800 Jungschweinen

32 Muttertiere (Mohren) sind auf dem Ifanghof zu Hause – und diese bescheren Spuhler zwischen 750 und 800 Jungschweine pro Jahr. «Betreut» werden die Mohren einerseits von «Köbi», dem 300 kg schweren Eber, andererseits arbeitet auch Spuhler mit künstlicher Besamung, «weil zwei Eber auf einem Hof – das geht in der Regel weniger gut». In der Tat sieht «Köbi» nicht so aus, als müsste man es sich mit ihm und «seinen» Mohren verscherzen.


Rund zehn Wochen ihres Lebens verbringen die Jungschweine bei Spuhler, der die Tiere in einem Dreiwochen-Rhythmus hält – drei ersten drei Wochen bei der Mutter in der Wärmekammer, danach wechseln sie zusammen mit anderen Müttern und Ferkeln in den Gruppenstall, wo sie soziale Kontakte knüpfen, erstes Futter probieren und mit Stroh spielen. Nach der sechswöchigen Säugezeit erfolgt die Umstellung von der Milch zum Futter. Die drei bis vier Wochen verbringen die Schweine dann unter sich - natürlich immer mit weichem Strohbett und Auslauf.

Danach zügeln sie ein Dorf weiter zum Hof von Christian Rüede, wo sie unter natürlichen Bedingungen, die sogar über die Anforderungen der Auslaufhaltung hinausgehen, ihr Schlachtgewicht von ca. 113 kg erreichen. Auch Rüede verzichtet als Bauer mit dem Knospe-Label auf den Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden, was Bodenleben und Gewässer schont und die Artenvielfalt fördert. Und auf den Feldern, auf denen die Schweine zu Hause waren, baut er danach jeweils Mais an, weil deren «Hinterlassenschaft» die Nutzpflanze besonders gut gedeihen lässt – quasi ein perfektes Beispiel eines geschlossenen Nährstoffkreislaufes.

22,2 kg Schweinfleisch pro Jahr und Kopf

In Sachen Schweinefleisch versorgt sich die Schweiz mehr oder weniger selber; mehr als 96 Prozent der 22,2 kg unseres jährlichen Pro-Kopf-Schweinefleischkonsums stammen aus inländischer Produktion. Lori Spuhler betreut rund 50 Tiere pro Jahr von Geburt bis Schlachtreife selber und er führt sie persönlich in den nahen Schlachthof. Für ihn ist es eine Selbstverständlichkeit bis zum letzten Atemzug dabei zu sein – und ihr Fleisch zu wertschätzen, indem er es bei seinem Metzger vierzehn Tage reifen oder zu hochwertigen Knospe-Würsten ohne unnötige Zusatzstoffe verarbeiten lässt.


Die Fleischqualität, die er mit seiner konsequenten Arbeit bietet, ist über jeden Zweifel erhaben, und sie trägt ihren Teil dazu bei, dass mehr und mehr Konsumenten die Überzeugung gewinnen, für gute Produkte auch etwas mehr zu bezahlen. Wer erlebt hat, was hinter einer gesunden Schweinezucht wie auf dem Ifanghof in Wislikofen steckt, wird dazu noch so gerne bereit sein.


Autor: Michael Martin


Bio-Edelpilze auf dem Grill


Schweizer Bio-Pilze stehen für Geschmack und höchste Qualität. Sie enthalten viele Vitalstoffe und sind mit ihrem hohen Gehalt an Proteinen eine gute Fleischalternative. Edelpilze wie die Kräuterseitlinge oder Shiitake lassen sich jetzt im Sommer auch ganz einfach auf dem Grill zubereiten.

Hier geht’s zum Rezept: http://www.champignons-suisses.ch/index.cfm?oid=1396&lang=de&news_eintragId=12



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