Leicht verrückt, aber total logisch

30. September 2019


Auf dem Hof Wiesengrund® schiessen die Ideen wie Pilze aus dem Boden. Daraus gewachsen ist ein Knospe-Betrieb, der punkto Tierwohl und Nachhaltigkeit richtungweisend ist.


Susanne und Daniel Maag stehen unter dem Mandelbaum, der in ihrem Kuhstall wächst, und brechen Mandelkerne aus den reifen Früchten. «Man sagt immer, unser Hof sei so besonders», sagt Daniel. «Doch eigentlich haben wir nur Freude am Unternehmertum und machen das, was auf der Hand liegt.» Er lacht zu Susanne rüber und diese schmunzelt zurück. Mit der Abwärme der Kühe Gemüse und exotische Früchte ziehen, zum Beispiel. Für das Bauernpaar aus Oberglatt bei Kloten ZH ist das nichts als logisch. Neben dem Mandelbaum wachsen unter dem grossen Glasdach Feigen, Gurken, Tomaten oder Kaki. Die Pflanzen profitieren von einem milden Winter und frühen Frühling dank den Kuhkörpern, die im vorderen Teil des Stalls fressen, laufen und wiederkauen.


Melkstand fährt zur Kuh

Dann, im April, müssen die Kühe raus und der Rundholzstall gehört nur noch den Treibhauspflanzen. «Sobald das Gras zu wachsen beginnt, haben meine Kühe nichts mehr im Stall verloren», erklärt Daniel. Er fahre lieber mit dem mobilen Melkstand zu ihnen auf die Weide. Auch dieses in der Schweiz exotische Modell ist nichts als logisch für den unternehmerischen Bauer: Die Kühe holen sich ihr Futter selbst und verteilen auch den Nährstoff gratis. «Damit erspare ich mir Arbeit und Maschinenkosten», sagt er. Ja, eigentlich habe er viele Entscheide aus wirtschaftlichen Überlegungen heraus getroffen und erst im Nachhinein gemerkt, dass damit auch die Produktion viel tierfreundlicher und ökologischer wird.




Kalb bleibt bei Mutter

«Zum Beispiel hatte ich Probleme mit kränkelnden Kälbern und nicht tragenden Kühen», erzählt Daniel Maag. Darum habe er einen Stier gekauft und begonnen, die Kälber direkt bei ihren Müttern oder einer Ammenkuh saugen zu lassen. «Und nun produziere ich die nachhaltigste Milch überhaupt», erklärt er stolz. Keine Antibiotika, kein Kraftfutter, Natursprung, muttergebundene Kälberaufzucht, Weide – was will man mehr.



«Fehlt nur noch der Verarbeitungsraum, damit ich diese besondere Milch direkt vermarkten kann», sagt er und zwinkert seiner Frau zu. Susanne scheint nicht besonders begeistert: «Nicht von jedem seiner Projekte bin ich sofort überzeugt», lacht sie. Die Bio-Bäuerin und Mutter von vier Kindern hält sich eher für die Konstante im Team. Wo Daniel gerne Neues anreisst, ist sie diejenige, die gerne an einer Sache dranbleibt.


Vom Straussenei zum Eventlokal

«Aber ich bin auch begeisterungsfähig», sagt sie und lässt ihren Blick durch das Blättergrün des Mandelbaums hinauf in den blauen Himmel schweifen: Gottvertrauen, Freude und Neugier, das teile sie mit ihrem Mann und genau damit hätten die beiden vor zwanzig Jahren begonnen, den Betrieb aufzubauen. «Nicht alle der vielen Ideen haben wir umgesetzt und einige Projekte mussten wir auch wieder begraben», sagt Susanne. Zum Beispiel die Straussenzucht, mit der sich die Maags als Pioniere ganz zu Beginn ihrer Bauernkarriere versucht hatten. «Aber alles nimmt seinen Lauf», fügt Susanne an. So schmücken die Schalen der Strausseneier heute als Kronleuchter den Eventsaal. Diesen hat Daniel in den alten Schweinestall hineingezimmert. Denn Gäste glücklich machen bereite mehr Freude und werfe mehr ab, als Tiere in einem Stall mästen, finden die Maags. Das liege doch auf der Hand.

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