Regenwürmer, Flachgrubber und
Pflanzenkohle – Knospe-Landwirte des Vereins AgroCO2ncept zeigen,
wie Klimaschutz in Ackerbau und Viehhaltung funktionieren kann.
Toni Meier ist kein Unbekannter. In
den letzten Jahren ist der Knospe-Landwirt aus dem zürcherischen Flaach,
Schweiz, immer wieder als «Klimabauer» in den Medien aufgetaucht. Auch im
Ausland. Grund dafür ist sein Verein AgroCO2ncept, den er 2012 mit zehn Mitstreitern
gegründet hat. Mittlerweile machen 24 Betriebe aus der Region mit. Ziel
der Landwirtinnen und Landwirte ist es, ihren Ausstoss der Treibhausgase
Kohlendioxid, Methan und Lachgas um 20 Prozent zu reduzieren. Gleichzeitig
sollen 20 Prozent der Kosten eingespart und 20 Prozent mehr
Wertschöpfung erreicht werden.
Finanziell unterstützt und wissenschaftlich
begleitet wird das Unterfangen von verschiedenen Akteuren wie Bund, Kanton,
Agroscope und Fachleuten des Strickhofs. Für sein Engagement erhielt
AgroCO2ncept kürzlich vom EU-geförderten Forschungsprojekt Liaison gar den
Titel «Botschafter für ländliche Innovation» verliehen. Ein gewichtiger Teil
seiner Treibhausgasreduktion, sagt Toni Meier, konnte er mit einer relativ
simplen Massnahme erlangen. «Anstatt das Schnittgut der Wiesen weiterhin in
einer ölbefeuerten Anlage zu trocknen, wie ich das früher gemacht hatte,
stellte ich auf Bodentrocknung um», sagt er. Nebst solchen Eigenmassnahmen
läuft aber vieles über Teamarbeit. Zusammen mit Hanspeter Breiter bildet er
eine Betriebsgemeinschaft mit rund 40 Hektaren Land. 30 davon sind
Anbauflächen für Weizen, Gerste, Erbsen, Sonnenblumen und Mais sowie
Kunstwiesen mit Gras, Klee und Luzerne; die übrigen 10 Hektaren sind
ökologische Ausgleichsflächen. Vieh halten die beiden keines.
Damit Stickstoff und Lachgas im Boden bleiben
Klimaschutz hat viel mit dem richtigen Umgang mit dem Boden zu tun. Dieser gilt als hervorragender Kohlenstoffspeicher, sofern er gesund und humusreich ist. Das sorgt auch für gutes Wachstum. Dies zeigt das Ölrettichfeld hinter Toni Meiers Haus. Mitte Januar reichen die stattlichen Pflanzen teilweise bis zu den Knien. «Ein stabiler Boden muss leben», sagt Hanspeter Breiter. Im Winter zu pflügen sei daher keine gute Idee. Bodentiere wie Regenwürmer und Mikroorganismen würden an die Erdoberfläche gekehrt, wo sie schutzlos der Witterung und der Kälte ausgesetzt seien. «Viele verenden dabei. Zudem geht der Stickstoff ungenutzt verloren.» Dabei entsteht auch Lachgas, das 300-mal klimaschädlicher ist als CO2.
Eine Tonne Kohle speichert 2,6 Tonnen CO2
Auch das Ehepaar Manuela und Markus Ganz ist zusammen mit Lukas Schafroth Mitglied des Vereins AgroCO2ncept. Die Betriebsleitergemeinschaft bewirtschaftet in Gräslikon ZH 33 Hektaren Land mit Schwerpunkt Lagergemüse und Getreide. Gleichzeitig halten die Knospe-Bauern zwölf Aufzuchtrinder, zwei Ammenkühe und sechs Bio-Weidebeef-Rinder – was die Klimabilanz des Betriebs entsprechend negativ beeinflusst. Deshalb versuchen die drei bezüglich Reduktion der Methanemissionen neue Wege zu gehen. Seit Dezember mischen sie alle drei bis vier Tage Pflanzenkohle unter das Futter. Etwa 40 Gramm pro Tier. Dadurch sollen die Gesundheit und die Raufutterverwertung verbessert werden. «Wer das schon länger macht, schwört darauf. Es ist fast wie eine Religion», sagt Markus Ganz. Der andere Effekt ist, dass die Pflanzenkohle, die durch die Kuh hindurchwandert, hinten bereits nährstoffgeladen wieder herauskommt. Kombiniert mit dem Einstreuen im Stall und der direkten Zugabe in die Güllegrube erhoffen sie sich einen hervorragenden Hofdünger. Zudem bleibt das Ammonium gebunden und es gibt geringere Nitratverluste.
Mit voller Sonnenkraft voraus
Kraftfutter ist auf dem Hof übrigens keines zu finden. Meist sind die Tiere draussen auf der Weide, was auch den Vorteil hat, dass sie nicht am selben Ort Kot und Urin absetzen. Vermischen sich die beiden, wie das im Stall passiert, werden unter anderem klimaschädliche Gase freigesetzt. Ansonsten bekommen die Rinder Raufutter und Ernteabfälle. Hinzukaufen müssen die Betriebsleiter nichts. «Wir halten nur so viele Tiere, wie unser Betrieb ernähren kann», sagt Manuela Ganz. Vorausschauend sind die drei auch beim Energieverbrauch, nebst einer Fotovoltaikanlage besitzen sie ein Elektroauto und einen Elektrostapler sowie zwei solarbetriebene Jätmaschinen. Überhaupt, sagt Manuela Ganz, hätten sie bereits vor ihrem Eintritt in den Verein AgroCO2ncept viele Klimamassnahmen umgesetzt. Schade sei nur, ergänzt Lukas Schafroth, dass dies staatlich nicht immer honoriert werde: «Finanziell gefördert werden hauptsächlich Verbesserungen, das ‹Bereitsgut-Sein› wird hingegen wenig belohnt.»
Kraftfutter ist auf dem Hof übrigens keines zu finden. Meist sind die Tiere draussen auf der Weide, was auch den Vorteil hat, dass sie nicht am selben Ort Kot und Urin absetzen. Vermischen sich die beiden, wie das im Stall passiert, werden unter anderem klimaschädliche Gase freigesetzt. Ansonsten bekommen die Rinder Raufutter und Ernteabfälle. Hinzukaufen müssen die Betriebsleiter nichts. «Wir halten nur so viele Tiere, wie unser Betrieb ernähren kann», sagt Manuela Ganz. Vorausschauend sind die drei auch beim Energieverbrauch, nebst einer Fotovoltaikanlage besitzen sie ein Elektroauto und einen Elektrostapler sowie zwei solarbetriebene Jätmaschinen. Überhaupt, sagt Manuela Ganz, hätten sie bereits vor ihrem Eintritt in den Verein AgroCO2ncept viele Klimamassnahmen umgesetzt. Schade sei nur, ergänzt Lukas Schafroth, dass dies staatlich nicht immer honoriert werde: «Finanziell gefördert werden hauptsächlich Verbesserungen, das ‹Bereitsgut-Sein› wird hingegen wenig belohnt.»
Text und Bilder: René
Schulte
Artikel publiziert in: Bio Aktuell. Das Magazin der Bio Bewegung. Ausgabe 2/2020, S. 8.
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